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The “Not invented here”

Als Business Innovation Consultant bin ich neben fehlender Innovationskultur oft mit einer der Top 10 Herausforderungen für Innovation in großen Organisationen konfrontiert: auch bekannt als das Not Invented Here-Syndrom (kurz NIH).

Dieses Pattern beschreibt mehr oder weniger die Blockade von Ideen und Inputs von "außen" und könnte daher fast als Endgegner auf dem Weg für Innovation bezeichnet werden. Viele Menschen stellen zu Recht fest, dass es sich um einen Art-Verwandten von "Lass-uns-das-Rad-erfinden" handelt. Und ist wie in Kapitel 6 von Conquering Innovation Fatigue sehr gut beschrieben, ist das NIG auch eines der meistgenannten Konstrukte in der Literatur im Kontext von Know-How Transfer.

Wie ich selbst schmerzlich gelernt habe, sind diese Verhaltensweisen in der Lage, die effizientesten, klügsten und phantasievollsten Visionen ohne ein Zögern von der Klippe zu stoßen. Und das war's dann mit Innovation.

Das NIH im Detail

Das Gute: Fast jeder Expert weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn eine exzellent präsentierte, hochinnovative Idee mit den Worten "Wir haben hier noch nie komplexe Technologien zum Laufen gebracht" ohne Umwege auf die Matte geschickt wird.

Dies verdeutlicht auch, dass immer mehr Unternehmen große Schwierigkeiten haben, die Vorteile von Open Innovation zu nutzen und die schwierige Balance zwischen "Import" und "Export" von Know-how zu finden, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Ein ganz einfaches Gedankenexperiment:

Erinnerst Du dich sich an die letzten Teambesprechungen am Montagmorgen und frägst Dich, wie oft Du oder deine Kollegen interne Innovationen rechtfertigen, wo es doch viel einfacher ist, weitaus vielversprechendere Optionen von außerhalb der eigenen Organisation zu erhalten?

Transfer- und Entwicklungskosten werden sich natürlich immer in etwa die Waage halten. Aber wenn die Antwort ein klares JA ist und nicht alle Wahrsager in der Branche für Dich arbeiten, dann ist die Diskussion über das NIH-Syndrom, im Kern eine einfache Entscheidungsfindung, vielleicht eine lehrreiche Geschichte, die oft hinter Diskussionen über Technologiegrenzen und nicht über mögliche Änderungen bestehender Prozesse versteckt wird.

Wen Zahlen und weitere Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung zum NIH-Syndrom interessieren, dem empfehle ich einen Blick in Opening the Black Box of "Not-Invented-Here": Attitudes, Decision Biases, and Behavioral Consequences von David Antons und Frank T. Piller von der RWTH Aachen.

Wenn Du aber nach Wegen suchst, um bestehenden NIH-Evangelisten um Dich herum auszuschalten, findest Du im folgenden wirkliche, "battletested" Ansätze, um dies mit Erfolg zu tun:

Top3 knockouts für Innovationsmörder

1. Den Status quo unbequem machen

Menschen tun gerne Dinge, die aus Ihrer Erfahrung heraus funktionieren. Sie haben ihre aktuellen Prozesse so angepasst, dass sie zu ihren Stärken und Komfortzonen passen. Sie haben sogar ihre Stärken so entwickelt, dass sie zu aktuellen Prozessen passen - durch Wiederholung und durch die Bildung von Gewohnheiten. Sie haben sich ihre Komfortzone geschaffen, indem sie sich an die Art und Weise, wie sie Dinge tun, gewöhnt haben. Auf diese Weise werden wir effizient und erfolgreich. Es ist auch die Art und Weise, wie wir uns im Status quo verankern.

Um Menschen aus ihrer Komfortzone zu befreien, mach den Status quo unangenehm. Inspiriere sie zu Praktiken, die ihnen helfen, neue Ziele zu erreichen. Mach dann die neue Situation zum Status Quo. Hilf den Menschen, erfolgreich zu sein, indem Du Werkzeuge und Fähigkeiten bereitstellst, die den Übergang zu einer neuen Methode erleichtern. Ein schönes Beispiel dafür ist die Story unseres Projekts signhere, ein mobile Sales Tool. Das Tool ersetzt eine altbewährte, gut funktionierende und robuste Methode, Produkte mit Papier an Endkunden zu verkaufen. Anfangs gab es eine hohe Hemmschwelle, sich mit der Technik auseinanderzusetzen. Doch in kürzester Zeit wurden die Vorteile der digitalen Lösung greifbar und die Ablehnung und Vorsicht führte dazu, dass man im Tagesgeschäft mit der neuen Lösung arbeiten konnte.

2. Mach es zu ihrer Idee

Ein Faktor, der das NIH-Syndrom bestärkt, ist die Eigenverantwortung. Mit der Zeit entwickeln Menschen Praktiken, um Probleme für sich und ihre Kunden zu lösen. Sie investieren ihre Zeit und Mühe und sehen die resultierenden Praktiken als ihre eigenen an. Sie haben einen gewissen Stolz auf ihre Art Dinge zu tun, also kann die Unterstellung, dass es nicht gut genug ist, beleidigend sein. Für Teams definiert die gemeinsame Erfahrung beim Lösen von Problemen die Gruppe und wie sie zusammenarbeiten.

Um Menschen zu helfen, neue Praktiken zu übernehmen, finde Wege, ihnen zu helfen, sie sich zu eigen zu machen. Gib ihnen die Möglichkeit, andere Denkweise und Ansätze kennenzulernen, damit Verbesserungen ihre eigenen Idee werden. Anstatt die Ideen für sie zu entwerfen, lad sie ein, herauszufinden, wie sie die Praktiken in ihren aktuellen Prozess übernehmen können. Wenn eine Standardisierung über mehrere Abteilungen hinweg notwendig ist, perfektioniere nicht den Prozess für eine Abteilung ohne Input und erwarte dann, dass andere ihn übernehmen. Beziehe alle Mitarbeiter stattdessen von Anfang an mit ein, damit sie das Gefühl haben, die Lösung geschaffen zu haben.

3. Lass es sich vertraut anfühlen

Einige Leute behaupten, dass ein neuer Prozess für sie nicht funktionieren wird, weil sie anders sind als alle anderen, die ihn bereits nutzen. Wir alle denken gerne, dass wir etwas Besonderes sind und dass unsere Erfahrung einzigartig ist. Und es kann schwer sein, zu argumentieren - es kann viele verschiedene Faktoren geben, wenn wir uns mit anderen vergleichen, wie Produkte und Kunden oder Stärken und Ressourcen.

Deshalb: Konzentrier Dich sich zunächst auf die Gemeinsamkeiten. Was sind die gemeinsamen Merkmale und Herausforderungen, die darauf hindeuten, dass eine ähnliche Lösung für sie funktionieren könnte? Betrachte die Unterschiede und identifiziere die Faktoren, die den Erfolg der externen Praxis ermöglichen, wie Führung und Verantwortlichkeit, damit Du eine ähnliche Plattform schaffen kannst. Anstatt eine vorgefertigte Prozesse zu implementieren, bestimme einfach, welche Teile konsistent sein müssen und welche angepasst werden können, um den Stärken, Vorlieben und wirklich einzigartigen Charakter deiner Zielgruppe zu entsprechen.

That’s all?

Vergiss es!

Das oben Gesagte bedeutet nicht, dass wir alle anfangen sollten, unsere Kollegen oder Kunden zu zwingen, sich bei jeder Innovation anzupassen! Es gibt eine enorme Varianz. Manche Innovationsblockaden haben durchaus ihre Berechtigung.

Was es aber bedeutet, ist, dass es sich lohnt, sich zurückzulehnen und klar über die wahren Gründe nachzudenken, warum eine Innovation deiner Meinung nach nicht das Licht der Welt erblicken sollte.

Wir sollten uns nicht durch Vermutungen in unseren Umgebungen und Prozessen einengen. Wenn die Vorteile einer Innovation überwiegen, ist sie immer den Schritt aus der Komfortzone wert.

cheers.
MB

PS: Unbedingt erwähnen muss ich den Artikel von Heather Stagl über die "battletested top 3". In der Tat kann ich die genannten Top 3 als wirklich funktionierende Beispiele bestätigen, deren Einsatz schon mehr als einmal ein Projekt gerettet hat.

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